Chorbuch 3: 8 Messen (Ordinaria)

Typ:
Handschrift (Band mit mehreren Werken)
Erscheinungsdatum:
zwischen 1518 und 1520
Umfang:
115 Bl.
Bestand:
Handschriften
Signatur:
Chorbuch 3
Entstehungsort:
Flandern
besitzende Institution:
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek
Literatur:
-- Karl Erich Roediger, Die geistlichen Musikhandschriften der Universitätsbibliothek Jena,
Bd. 1 (Textband), Jena 1935, S. 40f.
-- Georg Karpe, Handschriften und alte Drucke aus den Sammlungen der Universitätsbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena
1976, S 52-55
-- Johanna Flemming / Irmgard Kratzsch, Noten und Ranken. Aus Chorbüchern des 16. Jahrhunderts, Dresden 1986 (Das Kabinett. Kalender für
1987)
-- Maria Kapp, Die Jenaer Handschriften für Friedrich den Weisen - Jena 2, 3, 5, 8, 12, 20 und 21, in: (Dies.), Musikalische Handschriften
des burgundischen Hofes in Mecheln und Brüssel ca. 1495-1530. Studien zur Entwicklung Gerard Horenbouts und seiner Werkstatt,
Darmstadt 1987, S. 124-138, hier v.a. S. 127f.
-- Jürgen Heidrich, Die Deutschen Chorbücher aus der Hofkapelle Friedrichs des Weisen. Ein Beitrag zur mitteldeutschen geistlichen
Musikpraxis um 1500, Baden-Baden 1993, S. XVIIIf.
-- Kathryn Ann P. Duffy, The books of Ordinaries, in: (Dies.), The Jena Choirbooks: Music and Liturgy at the Castle Church in Wittenberg
under Frederick the Wise, Elector of Saxony. Vol. 1 & 2, Chicago 1995, S. 252-284
-- Herbert Kellmann, The Treasury of Petrus Alamire. Music and Art in Flemish Court Manuscripts 1500-1535, Gent und Amsterdam 1999, S.
86-89
-- Jürgen Heidrich, Die Missa "Beata progenies" im Chorbuch "Jena 32". Eine bisher unerkannte Komposition Jacob Obrechts?, in: Archiv für
Musikwissenschaft, 57. Jg., H. 2, 2000. S. 151-171
-- Irmgard Kratzsch, Schätze der Buchmalerei. Aus der Handschriftensammlung der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.
Herausgegeben von Sabine Wefers, Jena 2001, S. 98-104
Anmerkung:
Provenienz:

Die Handschriften blieben zunächst bis 1547 in der Allerheiligenstiftskirche in Wittenberg, dann gelangten sie mit Johann Friedrich I. nach
Weimar, 1548 schließlich mit der übrigen höfischen Bibliothek nach Jena, wo der Grundstock der späteren Universitätsbibliothek
gebildet wurde, der sie noch heute angehören. In Jena sah sie auch Goethe, der bereits ihre niederländische Herkunft aus der
Beurteilung der Miniaturen richtig zu deuten wusste.

künstlerische Ausstattung:

Das kostbarste der drei Chorbücher ist Nr. 3, geschrieben von Schreiber C. Es ist zugleich das einzige, das nicht in späterer Zeit wegen
seiner Miniaturen verstümmelt wurde. Es enthält vier Miniaturen (zu Beginn der ersten, dritten und vierten Messe), außerdem größere
Akanthusbuchstaben vor farbigem Grund zu Beginn der fünften bis achten Messe, kleinere Akanthusbuchstaben vor Tenor, Contratenor und
Bassus am Anfang der ersten bis vierten Messe, ungrundierte Groteskeninitialien und - im Zusammenhang mit den Miniaturen -
Randleistensysteme mit dem üblichen illusionistischen Streumotiven. Das von zwei Engeln gehaltene Wappen Friedrichs findet sich vor
dem Superius der zweiten Messe auf fol. 15v anstelle einer figürlichen Miniatur.

beteiligte Mitarbeiter/Werkstatt:

Für die vier Miniaturen auf fol. 1v, 29v, 30r und 43v lassen sich drei verschiedene Mitarbeiter der Werkstatt Horenbouts unterscheiden.

Die Betrachtung dieses Jenaer Chorbuches hat gezeigt, dass es mehrere Strömungen der flämischen Buchmalerei seiner Zeit vereinigt.
Unterschiedliche Stilelemente stehen hier nebeneinander, anders als im Melchner Chorbuch, das durch die Persönlichkeit Horenbouts
geprägt ist. Das bedeutet jedoch keinesfalls eine Minderung der Qualität. Dass der Einfluss Horenbouts' auch hier - am stärksten in
der ersten Miniatur - wesentlich ist, wurde herausgearbeitet, doch zeigte sich auch, dass die hier beteiligten Illuminatoren ihre
persönliche Handschrift, ihre Gestaltungsweise und Personencharakterisierung nicht aufgaben. Das Nebeneinander unterschiedlicher
künstlerischer Aussagen macht den besonderen Reiz dieses Chorbuches aus.